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Thema |
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Mira
379 Beiträge |
Erstellt am: 08.11.2007 : 14:23:05 Uhr
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Hallo zusammen, Ich habe nach längerer Zeit (ca. 9 Monaten) wieder eine alte Bekannte getroffen und hatte sie kaum wieder erkannt. Ich war völlig schockiert! Sie war früher ziemlich "wohlgenährt" - so ca. 100kg - jetzt wiegt sie noch etwas über 40kg! Ich habe erfahren, dass sie Bulimie hat. Sie hat die Kontrolle über das Essverhalten komplett verloren und aus lauter Angst vor'm wieder dick werden "kotzt" sie alles wieder aus. Alle bis anhin geführten Gespräche und Hilfeversuche ihrer Familie und Freunde blieben erfolglos. Im Gegenteil, man befürchtet dass dies auch noch in eine Anorexie übergehen könnte und sie zum Schluss gar nichts mehr isst! Dass man hier alleine nicht mehr weiterkommt und sich professionelle Hilfe holen muss ist klar, es gibt nur leider ein Problem: die Betroffene will es partout nicht einsehen, dass sie viel zu dünn ist (normale Reaktion - sie denkt ja immer noch, dass sie viel zu fett ist!) Desshalb verweigert sie auch jegliche Hilfe. Nun meine Frage: wie kann man ihr helfen - habt ihr Erfahrung damit? (ihre Eltern haben ihr schon angedroht, sie in eine Klinik zwangseinweisen zu lassen. Ist das rechtlich bei einer erwachsenen Person überhaupt möglich - sie gegen ihren Willen einzuweisen?) |
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mahindra
Schweiz
105 Beiträge |
Erstellt am: 08.11.2007 : 17:35:01 Uhr
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Hallo liebe Mira,
ich war selber mal Magersüchtig und hab es Gott sei Dank selber erkannt, leider kannst du deiner Freundin nicht helfen, eventuell für sie da zu sein.
Sie muss selber erkennen das sie krank ist, den wenn du ihr immer wieder einredest das sie zu dünn ist , wird sie mit gegenstand reagieren.
Magersüchtige haben ein gestörtes Selbstbewusstsein,das leider nur durch eine Profisionelle Hilfe bekämpft werden kann. Biete Deiner Freundin an immer für sie da zu sein , vielleicht gibt es ja bei dir in der Nähe eine Stelle für Betroffene , so kannst du auch etwas dazu lernen, glaube mir der Weg wird hart, ich selber habe 4 Jahre gebraucht um zu verstehen das ich krank bin.
Wünsche Dir und Deiner Freundin viel Kraft,
Lieben Gruss Mahindra |
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Frosch
Schweiz
2046 Beiträge |
Erstellt am: 08.11.2007 : 21:16:05 Uhr
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Hallo Mira,
Wirklich helfen kannst du deiner Freundin nicht. Ich habe über Jahre 42 Kilo gewogen und das ganz normal gefunden, selbst bei 39 Kilo sah ich noch keinen Anlass zu Handeln. Solange ein Essgestörter noch keine tragischen Einschränkungen erlebt sieht er auch keinen Anlass sein Hungern oder Erbrechen zu überdenken und sein Verhalten zu ändern. Eine Zwangseinweissung ist bei Erwachsenen nur möglich wenn er sich wiederholt einer begonnen Therapie, z.B. nach einem Zusammenbruch, entzogen hat, dann können Spital oder Rettungsdienst eine Zwangsbehandlung erwirken. Alles was du tun kannst ist ihr beizustehen. Das solltest du aber nur in dem Rahmen machen wie es Dich nicht zu sehr belastet. Ich wünsche Euch alles Gute |
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kleeblatt77
1 Beitrag |
Erstellt am: 08.11.2007 : 21:24:45 Uhr
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Hallo Mira Soweit ich weiss, kann man jemanden nur zwangseinweisen lassen, wenn sich die betroffene person selbst gefährdet. und in diesem fall ist das so.
allerdings bin ich sehr skeptisch psychiatrischen kliniken und psychiatern gegenüber. das sind mediziner mit nebenfach psychologie. das einzige was meiner meinung nach was bringt ist eine psychologin oder einen psychologen. (ich weiss die sind nicht ganz billig und werden auch nur teilweise von krankenkassen übernommen – aber sie sind ihr geld wert!) die haben psychologie studiert und können deiner freundin am besten helfen.
ich hatte selbst während 5 jahren mulimie und habe mich von allen unverstanden gefühlt. bis ich von einer freundin eine psychologin empfohlen bekam. und die hat mich plötzlich verstanden. ich habe mich bei ihr wohl und aufgehoben gefühlt und dann nach einer zeit festgestellt dass ich 1. wirklich hilfe brauche und 2. nicht mehr die krankheit als ventil brauche sowie 3. dass ich liebenswert bin so wie ich bin
eine psyocholgin kann deiner freundin dazu verhelfen, dass sie selbst WIRKLICH WILL damit auf zu hören. es ist eine sucht und nicht nur eine einstellung im kopf.
ich hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen...
lg kleeblatt |
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fam.fern.
298 Beiträge |
Erstellt am: 08.11.2007 : 21:28:11 Uhr
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aus eigener erfahrung (leide seit 12 jahren an bulimie)würde ich sagen, dass du ihr leider nicht wirklich helfen kannst ausser wie bereits gesagt wurde ihr beizustehen. unter druck sezten (wie das anscheinend ihre eltern tun) bringt da überhaupt nichts! das problem ist hier vorallem die gestörte wahrnehmung von sich selber...man kann noch so dünn sein und im spiegel sieht man sich selbst immer dick. das einzige was mir vor einigen jahren mal die augen geöffnet hattem als ich wirklich extrem dünn war, war das mir jemand gesagt hat: ich will keine bindung zu dir aufbauen, du könntest mir ja bald weg sterben! geh mal nach hause und schau dich nackt im spiegel an! hab ich dann gemacht und sah nur noch haut und knochen, schrecklich! auch fotos können helfen die realität zu sehen. doch leider ist bei bulimie die angst wieder dick zu sein viel grösser als alles andere. vielleicht würde es ihr helfen mit anderen betroffenen zu reden? auf jeden fall wünsche ich euch alles gute... |
Bearbeitet von: fam.fern. am: 08.11.2007 21:29:18 Uhr |
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jani
Schweiz
420 Beiträge |
Erstellt am: 09.11.2007 : 12:56:16 Uhr
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Hallo..es ist ein heikles Thema..du als Kollegin, kannst sie nicht einweisen lassen..die Eltern jedoch schon( bei selbst/fremdgefährdung) ev wird es nichts bringen..doch einfach nur zu sehen und "nichts"tuen..könnte ich als Mutter nicht..da wäre die angst zu gross, dass mir mein Kind weg stirbt..und ich hab noch dabei zu gesehen! Nein..ich würde alles probieren..wenns sein müsste, auch eine zwangeinweisung. Es wird sicherlich ein langer und sehr schwehrer Weg..wobei, wenn sie das möchte, sicherlich eine gute Freundinn braucht..welche du für sie sein kannst.
viel Glück..kraft..gesundheit...traurig..dass es immer mehr werden, die an Bulimi oder anorexia erkranken...
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Mira
379 Beiträge |
Erstellt am: 09.11.2007 : 13:27:49 Uhr
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Ja, es ist wirklich traurig. Zumal ja nicht nur die Kilo's bei ihr weg sind sondern damit auch die ganze Lebensfreude. Sie war früher so ein fröhlicher Mensch - ihr Lachen hat einfach jeden angesteck. Heute sieht man sie sehr selten mehr lachen Ich danke Euch für Eure Beiträge - das hat mir etwas Hoffnung gemacht. Nichts tun zu können ist ein schreckliches Gefühl, denn wer sieht schon gerne einfach nur zu. Ehrlich gesagt habe ich bis jetzt Mühe damit zu verstehen, wie man sich selbst sowas antun kann. Natürlich, man möchte gut aussehen und achtet auf seine Figur - tu ich auch - aber alles hat seine Grenzen. Aus diesem Grund beschäftige ich mich nun sehr intensiv mit dem Thema um vielleicht irgendwann auch mal die Hintergründe dafür verstehen zu können. |
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Mondstern
Schweiz
3213 Beiträge |
Erstellt am: 09.11.2007 : 16:58:08 Uhr
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Eine ehemalige Schulkollegin hatte auch Bulimie. Sie hatte lange eine normale Figur. Plötzlich nahm sie etwas zu. Es war nicht schlimm, aber für sie schlimm genug dass sie anfing das Essen regelmässig zu erbrechen. (Sorry wenn ich das so offen ausschreibe ) Auch hatte sie plötzlich Depressionen, wir kamen alle nicht mehr an sie heran. Am ende der Schulzeit hat sie oft gefehlt.
Nach der Schule hatten wir keinen Kontakt mehr, doch ich habe von meiner Schulfreundin erfahren dass es ihr besser geht, dass sie ein eigenes Geschäft hat das sehr gut läuft. Nach ein paar Jahren erfuhr ich dass sie das Geschäft verkauft hat weil sie rückfällig geworden ist und zwar massiv.
Sie wohnte wieder zu Hause, aber die Eltern waren psychisch und physisch so fertig dass sie den Weg der Zwangseinweisung gewählt haben. Da ging es dann Schritt für Schritt aufwärts. Leider weiss ich nicht wie es ihr momentan geht und ob sie wieder ein eigenständiges Leben führen kann.
Fest steht das eine solche Erkrankung eine enorme Belastung für Familien und Freunde ist, weil es einem das Herz zerbricht wenn man zuschauen muss wie jemand buchstäblich auseinander fällt. |
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lu
Schweiz
57 Beiträge |
Erstellt am: 12.12.2007 : 20:32:16 Uhr
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Auch ich hatte Bulimie. Etwa 2 Jahre lang. Damals lernte ich gerade meinen jetzigen Mann kennen. Lange habe ich die Krankheit für mich behalten. Eines Tages hat er es gemerkt. Er stellte mich vor die Wahl. Entweder mit dem Erbrechen aufzuhören oder er würde mich verlassen. Und das tat er dann auch. Erst als mir klar wurde dass mir mein Freund wichtiger war als dünn zu sein, konnte ich mit dem ganzen aufhören. Nun bin ich meinem Mann dankbar dass er so drastisch gehandelt hat. Mit dem will ich sagen dass Mitgefühl und dasein nicht hilft. Man muss dem Kranken das Gefühl geben dass das was er macht nicht richtig ist. |
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Glückskäfer
Schweiz
923 Beiträge |
Erstellt am: 12.12.2007 : 20:43:37 Uhr
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Zitat: Original erstellt von: lu
Man muss dem Kranken das Gefühl geben dass das was er macht nicht richtig ist.
ich denke, der kranke selbst muss das gefühl haben, dass das was er macht, nicht richtig ist!
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Mira
379 Beiträge |
Erstellt am: 12.12.2007 : 21:03:05 Uhr
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Ich habe bereits von vielen Seiten gehört, dass es manchmal mehr nützt - resp. die Betroffenen eher zur Vernunft kommen wenn man sie erst mal fallen lässt. Ihre Eltern habe ihr eine "Gnadenfrist" bis Ende des Jahres gesetzt. Sie waren der Meinung, wenn ihre Tochter selbst nicht einsichtig ist würde auch eine Zwangseinweisung nicht viel bringen. Sollte sich dies aber bis dahin nicht ändern werden sie es trotzdem versuchen. |
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leni70
Schweiz
2517 Beiträge |
Erstellt am: 12.12.2007 : 23:49:51 Uhr
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Hallo Mira
Ich war eine Zeit lang auch davon betroffen. Es ist wirklich enorm schwierig wieder damit aufzuhören und wenn sie es lange schon macht, braucht sie professionelle Hilfe.
Vor längerer Zeit, ist sicher schon ein Jahrzehnt her, war ein Mal ein Tatsachenbericht im Fernsehen über Magersucht/Bulimie. Die Eltern hatten wirklich alles gegeben um ihrem Kind zu helfen. Die Mutter der Kranken sah irgendwann ein, dass sie ihrer Tochter nicht helfen konnte. Sie sagte zur ihr, dass sie - die Tochter - sich offensichtlich selber töten wolle und sie als Mutter nichts dagegen tun könne. Das hat die Tochter geschockt.
Was ich sagen will, manchmal kann man dem anderen einfach nicht helfen, weil die Person selber überhaupt nicht merkt, dass sie Hilfe braucht. Erst wenn sie es selber einsieht, kann ihr geholfen werden. Was nützt eine Einweisung, was nützt medizinische Hilfe, wenn sie sobald sie aus der Klinik raus ist, wieder alles bricht, was sie zu sich nimmt.
Ich weiss, das ist hart, aber es ist leider die Realität. Ihr könnt ihr Eure Sichtweise - auch wenn sie richtig ist - nicht aufzwingen, erst wenn sie ein Einsehen hat, ist Hilfe möglich und u.U. sogar fruchtbar.
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